Was ist Windelfrei? Wickeln nach Bedarf!

Windelfrei? Wie, dein Baby trägt keine Windel?" Die anderen Eltern schauen ungläubig. "Mein Kind sagt mir, dass es mal muss." sage ich. "Wie, das Baby sagt, dass es mal muss?" Jetzt schauen die Eltern noch ungläubiger drein. Ich lächel. Zum Glück weiß ich, dass ich nicht alleine da stehen, sondern dass noch viele andere Eltern in Deutschland und der Welt ihr Kind windelfrei aufwachsen lassen. Hier ein bisschen was um rein zu lesen in das Thema:

 

Warum windelfrei

Du hast schon von den berüchtigten Drei-Monatskoliken und den Bauchschmerzen bei Babys gehört oder dein Baby hat es gerade?

Manchmal dockt dein Baby beim Trinken dauernd an und ab und ist kann zappelig?

Dein Baby wird morgens gegen vier Uhr plötzlich unruhig und schläft nicht mehr?

Dein Baby pinkelt beim Wickeln oder die Windel ist direkt nach dem Wickeln wieder voll?

Du willst deinen Windelverbrauch von ca. 5000 Stück auf ca. 0 - 400 reduzieren und das ohne Stress und das beste: du kannst damit Geld sparen.

Du willst Müll reduzieren?

Du willst auf die Bedürfnisse deines Kindes eingehen?

Du Windeldermatitis vermeiden willst?

Du und dein Baby keinen Spaß am Wickeln habt?

 

Wenn du Antworten und eine Lösung auf diese Fragen gerne hättest, dann solltest du es einmal mit windelfrei probieren. Denn dein Baby weiß, wie es geht und sagt es dir. Es braucht keine Windeln, nur für Eltern sind sie ganz praktisch.

Ca. 75 % der Weltbevölkerung ziehen ihre Babys ohne Windeln groß.

 

Worum es bei "windelfrei" geht

Eigentlich ist “windelfrei” auch nicht die richtige Bezeichnung für das, worum es eigentlich geht. Im englischen wird es als “elimination communiation” bezeichnet. Hier wird es deutlicher, worum es geht: Kommunikation. Ein Baby zeigt seine Bedürfnisse an, zwar nicht verbal mit Worten, aber es weint bspw. wenn es Hunger hat, wenn es nicht alleine sein will, wenn es Schmerzen hat etc. Und es zeigt auch an, wenn es das Bedürfnis nach Ausscheidung hat. Warum sollte es denn ausgerechnet dieses  nicht sein? Auch ein Baby spürt, wenn seine Blase und Darm voll sind. Es will nicht in seinen eigenen Ausscheidungen sitzen. Es stinkt und greift die Haut an. (Im Tierreich gibt es keine Windeln, und doch sind die Nester und Bauten nicht dreckig. Warum wohl? Auch die Tierbabys haben ein Bedürfnis, sich zu entleeren und können es wahrnehmen. Sie wissen, dass es besser ist, sauber zu sein. Warum sollte es bei uns anders sein?) Da Menschenbabys aber noch nicht mobil sind (Nestflüchter) und auf ihre Bindungspersonen abgewiesen sind, signalisiert es ihnen: Ich muss mal! Largo schreibt dazu: “Durch dieses Signal vorgewarnt, hält die Mutter ihn [den Säugling] so weit von ihrem Körper weg, daß sie von Urin und Stuhl nicht beschmutzt wird. Auch unsere Kinder zeigen dieses Verhalten im Neugeborenen- und Säuglingsalter (Duché). Weil wir aber darauf nicht reagieren, verliert sich das Verhalten nach einigen Wochen. Manche zeigen aber noch nach Monaten mit Schreien, motorischer Unruhe oder mimischen reaktionen an, wenn sie die Blase oder den Darm entleeren müssen.” (Largo, Remo H. (2002): Babyjahre. Die frühkindliche Entwicklung aus biologischer Sicht. – 5. Aufl. München: Piper., S. 472)

Gehen wir nicht auf das Signal des Babys ein, stellt es zeigt es dieses irgendwann nicht mehr. Solch ein Verhalten ist von anderen Programmen bekannt, z. B. von einschlägigen Schlaflernprogrammen, die vor einigen Jahre in Mode waren. Hier reagieren Eltern nicht auf die Signale des Babys (und somit auch nicht auf die Bedürfnisse - das Schlafbedürfnis steht wohl gerade nicht im Vordergrund), das Baby resigniert irgendwann und schläft erschöpft ein, aber mit keinem guten, beruhigendem Gefühl. Nebenwirkungen eines solchen Programms sind bekannt. Zum Glück sind beim Nicht-Reagieren auf die Ausscheidungssignale, die Nebenwirkungen sind so schlimm wie beim Schreienlassen vor dem Schlafen. Das Baby lernt einfach, in die Windel zu machen. Mehr ist es nicht. (Später muss es eben wieder lernen, nicht mehr in die Windeln zu machen.). Windelfrei bedeutet also: Sauber bleiben statt sauber werden.

Der Begriff “windelfrei” führt schnell in die Irre. Es geht nicht darum, dass das Baby und die Eltern ständig ohne Windel auskommen -wunderbar wenn es klappt - , sondern viel mehr darum, dass auf Signale geachtet wird, dass Kommuniziert wird. Es ist eine Entscheidung, die Eltern treffen,  mit Windeln oder ohne. Und  man kann von Situation zu Situation immer wieder neu entscheiden. Es muss kein 100% und wortwörtliches Windelfrei sein. Herbert Renz-Polster, Arzt und Autor zum Thema artgerechtes Aufwachsen formuliert es so “Man sollte das Konzept also nicht überfrachten. Die von manchen Anhängern des windellosen Aufwachsens geäußerte Meinung, nur das windelfreie Aufziehen sei ein respektvoller Umgang mit einem Baby, ist jedenfalls schwer nachvollziehbar.” (Renz-Polster, Herbert (2010): Kinder verstehen. Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt. – 2. Aufl. München: Kösel, S.215). Ich finde Umschreibung 'Wickeln nach Bedarf' ganz passend.

Im Übrigen: Neben normalen Windeln können Windelfrei-Kinder auch andere, spezielle Systeme wie Mokomidis nutzen um Unfälle zu vermeiden.

Kurz: es geht also um Kommunikation und passt super ins Konzept der bedürfnisorientierten Elternschaft / Attachment Parenting.

 

Achtung: Windelfrei ist kein Töpfchentraining oder eine Sauberkeitserziehung. Es geht nicht darum, dass ein Kind besonders früh trocken wird, es kann allerdings  häufiger ein positiver Nebeneffekt von Windelfrei sein.

 

 

Wusstest du, dass ...

... die Pampers bzw. die Einwegwindel erst um 1950 rum entwickelt wurde? Früher wurde - wenn überhaupt - mit Stoff gewickelt. Ein Großvater versuchte einen einfachen Weg zu finden, seine Enkelkinder zu wickeln. Und erst Anfang der 1970er ihren Siegeszug antraten.

... allein in Deutschland ca. 8,4 Millionen Wegwerfwindeln pro TAG im Müll landen?

... Windeln schlecht zu verbrennen sind und gerechnet ca. 500 Jahre zum verotten brauchen?

... Windeln eine Brutkammer für Bakterien und Pilze sind?

 

 

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